“Wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man halt damit rechnen,” gerade Influencer bekommen diesen Satz öfters zu Ohren. Aber rechtfertigt es wirklich, dass nur weil Menschen in der Öffentlichkeit stehen, sie mit Hate-Kommentaren überschüttet werden dürfen?
Mit Content-Creatorin Sophia Breuer spreche ich genau darüber. Zudem erhältst du ultimative Tipps, wie du es schaffst, mit Hatern umzugehen.
Selbst die Angst vor Hate, kann dich deine Träume kosten, wie du damit umgehst und dich nicht von den Meinungen anderer beeinflussen lässt, erfährst du in diesem Beitrag.
Sophie:
“Also ich bin Sophie und auf meinem IG-Account dreht sich alles rund um die Themen Zyklus, Hormone und Reality. Ich zeige auf meine eigene und humorvolle Weise, warum man Instagram bewusst konsumieren sollte.”
Wie hat dein Umfeld damals reagiert, als du mehr und mehr präsent in den sozialen Medien wurdest?
Sophie:
“Zunächst habe ich eher perfekte Fotos gepostet, wobei ich mit der Zeit gemerkt habe, dass ich das einfach nicht bin. Als ich angefangen habe mehr zu posten, wurde ich mehr und mehr zum Thema in meinem Freundeskreis. Angefangen wirklich mehr zu posten habe ich 2018, wo Social Media noch etwas anders war als jetzt. Familie und Freunde haben angefangen zu hinterfragen, warum ich das ganze mache.
Als ich dann aber angefangen habe, die ersten Storys aufzunehmen, haben sich einige Freunde von mir abgewendet. Sie sind damit nicht klargekommen, dass ich auf Social Media Gefühle zeige und auf Tabuthemen aufmerksam mache. Dadurch habe ich aber auch im Endeffekt erkannt, wer wirklich zu meinen Freunden gehört.
Für mich persönlich war es nie ein Problem, dass die Leute etwas über mich sagen, mich hat es nur gestört, als Leute, mit denen ich relativ close gewesen bin, angefangen haben, über mich zu reden.”
Als ich damals als Influencerin gearbeitet habe, haben mich auch ganz viele nicht mehr Hannah, sondern mich unter meinem Brandnamen angesprochen und sich über mich lustig gemacht. Erst als sie gemerkt haben, dass ich damit Geld verdiene, meinten sie, dass es gar nicht peinlich, sondern ziemlich smart ist.
War das bei dir auch so?
Sophie:
“Ich habe einfach gemerkt, dass bei manchen Leuten etwas getriggert wird. Im Endeffekt sollte man sich aber darüber bewusst sein, dass es deren Problem ist. Wenn sie vollkommen zufrieden mit ihrem Leben wären, würden sie sich nicht über bestimmte Dinge aufregen oder andere Leben negativ kommentieren.”
Was machst du in solchen Situationen, wo du das mitbekommst oder es dir vielleicht auch Leute direkt ins Gesicht gesagt wird?
Sophie:
“Es kommt darauf an. Wenn ich merke, dass ich nur gegen eine Wand spreche, der Alkoholpegel extrem hoch ist oder Kommentare einfach komplett unter der Gürtellinie liegen, sage ich einfach nur, dass ich hoffe, dass sie glücklich sind mit dem, was sie machen und blocke ab, weil ich einfach keine Energie für solche Gespräche verschwenden möchte.
Merke ich aber, dass die Person offen für dieses Gespräch ist, rede ich mit der Person darüber. Sie checken dann auch meistens, dass ich nicht das eigentliche Problem bin, sondern deren Denkweise.”
Du bist auch sehr für deinen authentischen und lustigen Content bekannt. Trotzdem erreichen dich aber auch öfters Hate-Wellen – hast du eine Vermutung, wo diese herkommen? Und wie gehst du damit um?
Sophie:
“Direkte Hate-Nachrichten via DM bekomme ich gar nicht.
Bei Reels, die viral gehen, sieht es da wieder anders aus. Ich hatte beispielsweise ein Reel mit 4Mio Views mit 600 unqualifizierten Kommentaren. Wenn man diese aber wieder in Relation zu den 150k Likes setzt, sprechen wir nicht mal von 1% Hater-Kommentaren.
Genauso auch bei kleineren Viewzahlen, bekommt man 10 richtig schöne Kommentare und einen blöden – worauf fokussiert man sich? Nur auf diesen einen blöden Kommentar.”
Wie gehst du mit dieser Art von Kommentaren um?
Sophie:
“Oft verberge ich die Kommentare, dann sehen die Verfasser zwar noch den Kommentar, aber kein anderer und dann denken sie sich, dass es jetzt doch keiner so cool findet.
Extreme Kommentare blockiere ich direkt. Und wenn ich denke, dass man echt übertreiben kann, kommentiere ich ganz gerne auch etwas.
Wenn es beispielsweise um ein virales Video geht und es zu viele Kommentare sind, dann komme ich zum Teil mit, anschauen und blockieren nicht mehr hinterher und lasse die Kommentare teilweise dort und schaue sie mir nicht mal an.”
Durch viele Kommentare erweitert sich ja auch die Reichweite deiner Videos.
Auf all meinen Profilen habe ich die Regel, dass jeder, der mit dumm kommt, rausgeschmissen wird. Ich habe kein Problem mit konstruktivem Feedback, wenn ich danach frage. Aber jeder, der mit blöden Kommentaren etc kommt, wird gelöscht und blockiert.
Was hältst du von folgender Aussage, wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man halt damit rechnen.
Sophie:
“Ich finde es traurig, dass diese Aussage getätigt wird. Nur weil du in der Öffentlichkeit stehst, musst du damit umgehen können und klarkommen. Ja, man steht in der Öffentlichkeit, aber man muss ganz klar zwischen konstruktiver Kritik und Hate unterscheiden.
Gegenbeispiel: Wenn wir persönlich Leute treffen, gehst du doch auch nicht zu Menschen, die gerade auf der Straße herumlaufen und beschimpfst diese mit der Begründung, wer in die Öffentlichkeit geht, aka auf der Straße herumläuft, der muss damit rechnen.
Für mich ist es definitiv keine richtige Aussage.”
Sehe ich genauso. Ich finde es auch ganz wichtig zu verstehen, dass viele online leichter den Mut dazu haben, solche Dinge zu kommentieren. In echt würden das die wenigsten machen.
3 Tipps, wie man mit Hate am besten umgehen sollte:
- Selbst entscheiden, was man zulässt und was nicht. Stark differenzieren, mit wem man wirklich in ein konstruktives Gespräch gehen kann und wo man einfach den Kommentar löschen sollte.
- Bewusst darüber werden, dass wenn man Hate bekommt, etwas richtig macht und etwas hat, was andere nicht haben. Die Menschen, die Kommentare geben, sind wirklich gebrochen und verletzt, das heißt, nicht du bist deren Problem, sondern sie selbst.
- Du kannst nicht alles kontrollieren. Egal was du machst, du kannst nicht kontrollieren, wie andere Menschen reagieren oder was sie sagen. Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist und du dich wohlfühlst mit dem, was du tust.
Sophie, hast du noch einen ultimativen Ratschlag für alle, die gerne auf Instagram starten möchten, aber noch ein bisschen Angst haben?
Sophie:
“Man muss sich mit dem, was man macht, wirklich wohlfühlen und dahinter stehen. Aber glaubt mir, es ist schöner es gemacht zu haben und daraus gelernt zu haben, weil es dann vielleicht nichts wurde, als es nicht getan zu haben. Also traut euch, macht es, ich meine, was hat man zu verlieren, außer dass man was lernt.”